Anders sieht es aus, wenn wir psychisch belastet sind, Stress haben, uns bedroht oder in die Enge getrieben fühlen. In solchen Situationen schlägt zunächst unser Gehirn Alarm – unter anderem über den Sympathikus. Er gehört zum vegetativen Nervensystem, das auch automatische Vorgänge wie Atmung und Kreislauf reguliert. Der Sympathikus sorgt dafür, dass Magen und Darm ihre Aktivität deutlich reduzieren. Darum vergeht vielen Menschen bei Anspannung der Appetit oder ihnen wird übel.
Die Reaktion unseres Körpers auf Stress folgt zudem einem uralten Mechanismus, der fest im menschlichen Wesen verankert ist. In Situationen, in denen wir Angst oder Stress verspüren, uns stark belastet fühlen, sendet das Zwischenhirn an die Nebennieren die Information: „Vorsicht, auf Fluchtmodus schalten!“ Es werden große Menge an Adrenalin und des Stresshormons Cortisol freigesetzt. Das ist ein menschlicher Urinstinkt: Unser gesamter Organismus stellt sich auf die Verteidigung unseres Lebens ein. Die Muskelspannung wird hochgefahren, sodass wir falls notwendig besser kämpfen oder weglaufen könnten. Auch die Atem- und Herzfrequenz sowie der Blutdruck erhöhen sich leicht.
Für diese „Abwehrbereitschaft“ brauchen Herz, Lunge und Muskeln zusätzliche Energiereserven – und die werden aus dem Magen-Darm-Trakt abgezogen. Denn unsere Verdauungsprozesse kosten sehr viel Energie, benötigen reichlich Sauerstoff und Blut. Um unsere Kräfte zu bündeln, wird daher im Angst- oder Stress-Modus die Verdauung auf Sparflamme gestellt und mit weniger Energie versorgt.
In Magen und Darm laufen dabei unterschiedliche Prozesse ab: Zum einen soll die Nahrung, die in diesem Moment stören würde, vom Magen erst gar nicht tiefer in den Verdauungstrakt gelangen. Daher wird die Verdauung gedrosselt. Verstopfung, Blähungen und Bauchdrücken sind mögliche Symptome. Ist der Nahrungsbrei bereits tiefer bis in den Dickdarm gelangt, möchte der Körper ihn jetzt aber möglichst schnell loszuwerden, da er eine Last bedeutet: Es kommt zu Durchfall.
Da dies automatisch erfolgt, ist es für diesen natürlichen Reaktionsmechanismus egal, ob der Stress einfach vom Kopf kommt, also ob es eine tatsächliche oder nur gefühlte „Bedrohung“ gibt: Beruflicher Ärger, Reiseaufregung, Liebeskummer, Prüfungsangst, ein Erschrecken nach einem lauten Knall oder ein Trauerfall – die unterschiedlichsten Ereignisse können zu nervösen Darmreaktionen führen.